sinus / Kunst-am-Bau Wettbewerb,
 7. April – 10. Juni 2022
KUNST AM BAU WETTBEWERB IM NEUBAU, 48. GRUNDSCHULE IN DER CONRAD-BLENKLE-STRASSE IN BERLIN-PANKOW


SINUS


Skulptur im Raum hängend
Aluminium pulverbeschichtet, Stahlseile, Halterungen
LBH 19,6 x 6,30 x 1,25 m



KONZEPT

Das Foyer des Neubaus der 48. Grundschule in der Conrad-Blenkle-Straße in Berlin-Pankow ist ein ins Gebäude einführender, zentraler und empfangender Ort.
Die drei Ebenen dieses Gebäudes werden hier zu einem Zentrum der Begegnung von Jung und Alt, von Schülern, Lehrern, Eltern. Hier wird eine lebhafte kommunikative Situation entstehen, sicherlich ein besonderer Ort für die jüngsten Schülerinnen und Schüler. An diesem Ort durchzieht die fünffarbige Skulptur SINUS das Eingangsfoyer der musisch ausgerichteten Grundschule. Betritt man das Foyer, sieht man eine schwebende Konstellation von zueinander in Beziehung stehenden, farbigen Linien mit den Farben: Melonengelb über Leuchtgrün und Leuchtrot zu Pastellblau und schließlich Pearlnachtgrau.

Töne und Schwingungen werden von einem Oszilloskopen bildnerisch in einer Kurvendarstellung wiedergegeben; die Oszilloskoptechnik wird durch die zeichnerische Gestaltung verändert. Und zwar vor dem Hintergrund der additiven technisch-tonalen Kurvenzeichnung eine Klangsynthese zeichnerisch und skulptural dargestellt.

Diese aus fünf einzelnen Aluminiumbändern bestehende Skulptur entsteht aus den künstlerischen Überlegungen heraus, das von einem Oszilloskopen hervorgerufene Abbild von Klang, Ton oder Geräusch im Hinblick auf Farbe und eine Annäherung an diese näher zu untersuchen und zeichnerisch abzubilden. Hier wird eine Wellenbewegung erzeugt, die insgesamt eine fast zur Ruhe gekommene Bewegung suggeriert. Der Blick geht von unten nach oben und deutet Tonalität in fünf farblichen Ebenen an, zwar unter- oder übereinander gehängt, doch verschlungen miteinander, als gelte es, die unterschiedliche Farbigkeit von Klangentwicklungen zu visualisieren.
Laut Daniel Barenboim ist Klang ein rein physikalischer Vorgang und keine Empfindung. Im Taschenbuch der Physik läßt sich nachlesen, daß Ton, Klang, Geräusch und Knall auf einen physikalischen Vorgang zurückzuführen sind. Es muß beständig Energie hinzugefügt werden, um einen Klang überhaupt zu erzeugen. Die Beschreibung von Klangfarben erfolgt größtenteils durch Symbole eines anderen Sinns anstelle des Hörsinns. Klänge werden als hell versus dunkel, scharf versus stumpf, rau versus weich umschrieben.

Die gleichmäßige Symmetrie und Wiederholung einer schwingenden Sinuskurve, die einen Ton umschreibt, wird im künstlerischen Entwurf aufgebrochen. Es kreuzen sich Linien. Stränge werden parallel und harmonisch zueinander geführt. Wellenlinien mit sich wiederholenden Abschnitten werden herangezoomt und zeichnerisch herausgeschnitten, um als ein strukturierendes Element einer einzelnen Linie zu fungieren. Groß und klein, laut und leise können gelesen werden. Die Skulptur erschließt sich beim Durchschreiten des Foyers. Diese Kurven laden ein, sie „haptisch“ mit den Augen zu erfassen und ihrem Verlauf im Raum zu folgen.

Ein Ton ist in der physikalischen Akustik eine regelmäßige Sinusschwingung. Ein Klang ist die Überlagerung mehrerer Töne. Die Sinuskurve eines Klangs ist nicht gleichmäßig, aber sie wiederholt sich. Es überlagern sich mehrere sinusförmige Schwingungen zu einer Kurve. Der Ton mit der niedrigsten Frequenz, also Anzahl der Schwingungen je Sekunde, bestimmt die Tonhöhe der Schallempfindung. Die anderen Obertöne verursachen den Eindruck der Klangfarbe. Ein Geräusch dagegen ist eine gänzlich unregelmäßige Schwingung.

Der eingereichte Entwurf nimmt also die Idee der von Oszilloskopen erzeugten Bilder auf, in der eine Vielzahl von gewellten Linien in der Mitte des Foyers mäandert und sich illusorisch bewegt.
Wenn mehrere Töne überlagert werden, wird ein Klang erzeugt. Die einzelnen Töne können durch ihre Position und Farbigkeit zueinander einen harmonisch-rhythmischen Klang und eine beinahe schon organisch anmutende Dynamik im streng rasterartig geordneten Raum der Schule auslösen.

Die metallene Linienformation kann unsere Sinneswahrnehmung inspirieren; sie erzeugt von jeder Seite im Raum aus eine illusorische Räumlichkeit durch die Art und Weise, wie sie darauf verläuft. Die Linien scheinen sich vor- und zurück zu bewegen, je nachdem, von welchem Standpunkt aus man auf sie blickt.
Der Moment der Bewegung ist darum das zentrale Motiv dieses Entwurfs. Die farbige Gestaltung der durch den Raum mäandernden Farbmetallbänder ist im Raum genau festgelegt und folgt einer ihr eigenen Logik und Rhythmik. Die mittig im Raum schwebende Skulptur fungiert als ein Ankerpunkt und stiftet durch ihre Präsenz eine kommunikative Situation für alle sich dort begegnenden Menschen.


TECHNISCHE UMSETZUNG

Die unterhalb der Decke zentral gehängte (diebstahlsichere) Skulptur ist mit den Abständen zwischen den einzelnen Farbmetallbändern insgesamt 19,6 m lang, 6,30 m breit 1,25 m hoch. Sie besteht aus 44 flachen Aluminiumleisten mit den Maßen 100 x 4 mm. Die Aluminiumleisten werden mit einem Abstand von 0,35 m zum Steg montiert und haben untereinander einen Abstand von 0,10 m.

Die einzelnen Leisten werden zunächst gebogen und vorgebohrt; daraufhin mit folgenden RAL Farben matt pulverbeschichtet: Melonengelb 1028, Leuchtgrün 6038, Leuchtrot 3024, Pastellblau 5024 und Pearlnachtgrau 5026. Schließlich werden sie vor Ort im Raum miteinander fest verbunden und mit 1,5 mm starken Drahtseilen an den erforderlichen Stellen der Stege an der Decke montiert. Die zugelassene Oberlastgrenze und die Tiefe, bis zu der eine Skulptur hängen darf, wird berücksichtigt. Die verwendeten Materialien Aluminium und Stahl sind nach DIN Norm EN 13501-1 für die Baustoff- bzw. Brandschutzklasse A1 klassifiziert.